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Sechs Antworten für OHA!

Bitte stellen Sie sich und ihr Unternehmen kurz vor.
Mein Name ist Michael Laar und ich übe seit 2021 die Funktion des Nachhaltigkeitsbeauftragen der Technischen Hochschule Deggendorf aus. Als Architekt beschäftige ich mich seit fast 40 Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit – sowohl in Deutschland als auch über 20 Jahre lang u.a. in Südamerika, Afrika und Asien. 
Die THD wurde 1994 gegründet und hat sich seitdem zu einer renommierten Hochschule mit circa 8600 Studierenden und 1200 Mitarbeitenden entwickelt. Unser Fokus liegt auf angewandter Wissenschaft, Praxisorientierung, Innovation und Nachhaltigkeit. Wir bieten eine breite Palette an Studiengängen in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaft, Gesundheit und Sozialwissenschaften an.
Ein besonderes Merkmal unserer Hochschule ist die enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen, die unseren Studentinnen und Studenten wertvolle Praxiserfahrungen ermöglicht. Zudem legen wir großen Wert auf Internationalität, was sich in einem beeindruckenden Anteil von 45% internationalen Studenten widerspiegelt. Diese kulturelle und akademische Bereicherung unterstreicht den Vorteil von Zuwanderung, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Wir tragen hier aktiv dazu bei, diesen Mangel zu beheben, indem wir erfolgreich internationale Talente ausbilden, die sowohl die lokale Wirtschaft unterstützen als auch u.a. Konzepte der Nachhaltigkeit in die globale Gemeinschaft tragen.
Unser Ziel an der THD ist es, Studenten mit einem internationalen Blick, kritischem Denken, Optimismus für die Zukunft und Innovationsfreude auszubilden. Dabei werden alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt, um den Wohlstand in Deutschland zu erhalten und zu fördern. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Schlagwort, sondern ein integraler Bestandteil unserer Strategie und unseres täglichen Handelns. Unter dem Programmnamen SUSTAIN! führen wir zahlreiche Projekte und Aktivitäten durch, die sich auf Umwelt, Demographie und Gesundheit konzentrieren. Einige Projekte von SUSTAIN! werden an unserem Pilotcampus im Bereich Nachhaltigkeit entwickelt und umgesetzt, dem European Campus Rottal-Inn in Pfarrkirchen. Dort arbeite ich auch selbst und leite den Master-Studiengang „Healthy and Sustainable Buildings“.
Wir sind stolz darauf, dass unsere Hochschule eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Entwicklung einnimmt und kontinuierlich daran arbeitet, innovative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Durch unsere Bemühungen möchten wir nicht nur die akademische Ausbildung unserer Studenten bereichern, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Was war Ihre Motivation, OHA! beizutreten?
Ein zentraler Aspekt war der Austausch mit anderen Branchen. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern, die die gleichen Ziele verfolgen, können wir gemeinsam mehr erreichen und unsere Sichtbarkeit erhöhen. Dies ist besonders wichtig, um die Dringlichkeit und Bedeutung des Klimaschutzes in den Fokus zu rücken. Zusammenarbeit ist essenziell für den Klimaschutz. Durch gemeinsames Handeln können wir nachhaltige Lösungen entwickeln und umsetzen. OHA! bietet eine Plattform, auf der wir unsere Kräfte bündeln und voneinander lernen können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die regionale Verankerung. Nur wenn wir lokal handeln, können wir global etwas bewirken. Durch unsere Aktivitäten in der Region können wir konkrete Beiträge zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln schaffen. Für unsere Studenten können sich durch die Mitgliedschaft in OHA! Kooperationen mit regionalen Unternehmen ergeben. Dieser wertvolle Einblick in die regionale Wirtschaft schafft nicht nur Anreize für den lokalen Arbeitsmarkt, sondern fördert auch die Vernetzung und den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Wirtschaft. Insgesamt sehe ich in der Mitgliedschaft bei OHA! eine großartige Gelegenheit, unsere Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben und gleichzeitig unsere Studenten bestmöglich auf ihre zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.

Beschreiben Sie Ihren ökologischen Fußabdruck. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Der ökologische Fußabdruck an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) ist ein zentrales Thema, das wir kontinuierlich analysieren und verbessern möchten. Aktuell wird die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2023 erstellt. Basierend auf unseren bisherigen Erkenntnissen und den Erfahrungen anderer Universitäten gehen wir davon aus, dass die größten Emissionsquellen wahrscheinlich in den Bereichen Mobilität und Wärme liegen.
Mobilität stellt eine besondere Herausforderung dar, da die THD mehrere Standorte im ländlichen Raum hat. Aufgrund der schlechten Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist der Individualverkehr oft unvermeidbar. Dies führt zu höheren Emissionen, die wir durch gezielte Maßnahmen reduzieren möchten. Gerade in diesem Bereich ist die Kooperation mit Partnern wie z.B. der Stadt oder dem Landkreis besonders wichtig.
Im Bereich Wärme sind die Emissionen größtenteils Scope 2 Emissionen, also indirekte Emissionen aus der Erzeugung der bezogenen Energie. Dennoch sehen wir hier Handlungsbedarf, insbesondere durch die Senkung des allgemeinen Wärmeverbrauchs. Wenn eine Änderung der Energiequelle (zumindest kurzfristig) nicht möglich ist, müssen wir den Verbrauch effizienter gestalten. Ein vielversprechender Lösungsansatz ist das Projekt THermo. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung eines intelligenten Systems, das die Heizungsanlage mit dem Belegungsplan der Räume verbindet. Somit kann de Heizleistung bedarfsgerecht gesteuert und Energie gespart werden. Das Projekt leiten Kollegen von den Fakultäten Maschinenbau & Mechatronik, sowie Elektro- & Medientechnik.

Wo sehen Sie Handlungsmöglichkeiten?
Bildung und auch Bewusstseinsbildung sind DIE Möglichkeiten, die wir als Hochschule haben, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Wir bilden unsere Studenten in verschiedenen interdisziplinären Feldern aus und vermitteln fundiertes Wissen über Nachhaltigkeit, Umweltschutz, soziale Verantwortung und technische Hintergründe. Die Studenten lernen, wie sie nachhaltige Praktiken in ihrem persönlichen und beruflichen Leben anwenden können. Außerdem sind Hochschulen Zentren der Forschung und Entwicklung. Hier werden nachhaltige Technologien, Lösungen und Strategien erforscht und entwickelt, die zur Bewältigung globaler Herausforderungen beitragen. Wir an der THD bilden nicht nur Fachkräfte aus, sondern auch kritische Denker und verantwortungsbewusste Bürger. Sie fördern das Verständnis für globale Zusammenhänge und die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns. Insgesamt trägt die THD dazu bei, eine Generation von Fachleuten heranzubilden, die die Herausforderungen unserer Zeit aktiv angehen und eine nachhaltige Zukunft gestalten können. Die Handlungsmöglichkeiten beschränken sich also nicht nur auf den direkten ökologischen Fußabdruck der THD sondern besitzen Strahlkraft auf viele verschiedene Bereiche.

Wie kann OHA! Sie dabei unterstützen und was wollen Sie bei OHA! tun?
Die Mitgliedschaft bei OHA! ermöglicht der THD den Zugang zu Partnerschaften mit gleichgesinnten Organisationen. Diese Partnerschaften sind entscheidend, um gemeinsame Projekte zu initiieren und Synergien zu nutzen. Gemeinsam können wir größere Wirkung erzielen und unsere Ziele effizienter erreichen. Außerdem kann OHA! uns dabei helfen, Sichtbarkeit für unsere Nachhaltigkeitsinitiativen zu schaffen. Durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit können wir das Bewusstsein für unsere Projekte erhöhen und mehr Unterstützung aus der Gesellschaft und der Wirtschaft gewinnen.
Was wir bei OHA! tun möchten, ist, unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Hochschulwelt einzubringen. Wir möchten aktiv an Projekten und Initiativen teilnehmen, die den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit fördern. Zudem möchten wir Kooperationen zwischen der THD und regionalen Unternehmen fördern, um unseren Studenten praktische Erfahrungen und Einblicke in die regionale Wirtschaft zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Beitrag, den wir leisten können, ist die Motivation und Ausbildung junger Menschen. Durch unsere Bildungsprogramme und Forschungsprojekte möchten wir die nächste Generation von Fachkräften und Führungskräften inspirieren, nachhaltige Praktiken in ihrem beruflichen und persönlichen Leben zu integrieren.
Insgesamt sehen wir in der Zusammenarbeit mit OHA! eine großartige Gelegenheit, unsere Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben und gleichzeitig die Region Ostbayern positiv zu beeinflussen. 
 

Wo zwischen ökologischem Paradies und Weltuntergang sehen Sie Ihre Region und deren Wirtschaft in fünfzig Jahren?
Wir stehen vor großen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Umweltrisiken, demografischem Wandel, Migration und Kriegen. Diese Herausforderungen sind real und erfordern entschlossenes Handeln. Dennoch ist es wichtig, keine Weltuntergangsstimmung zu verbreiten, da dies Angst und Widerstand in der Bevölkerung erzeugt und nicht lösungsorientiert ist. Auch der Leiter des IPCC, Prof. Jim Skea, spricht sich im Übrigen gegen Weltuntergangsszenarien aus. Dementsprechend denke ich nicht, dass unsere Region in fünfzig Jahren kurz vor dem Weltuntergang steht.
Ein ökologisches Paradies mag vielleicht zu optimistisch sein, aber Deutschland ist führend im Umweltschutz. Wir können auf bisherigen Erfolgen in den Bereichen Luftreinhaltung, Bodenschutz und Gewässerschutz aufbauen. Diese Errungenschaften zeigen, dass wir in der Lage sind, massiv positive Veränderungen zu bewirken.
Unser Ziel an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) ist es, neue Wege und Lösungen zu finden, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Wir möchten junge Leute motivieren und ihnen Optimismus und Innovationsfreude für die Zukunft vermitteln. Ein Einklang zwischen Umwelt und einer starken Wirtschaft ist essenziell, da dies die Grundlage unserer sozialen Sicherungssysteme bildet. Durch nachhaltige Praktiken und innovative Ansätze können wir eine Balance finden, die sowohl die Umwelt schützt als auch wirtschaftlichen Wohlstand sichert. 
Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass wir durch gemeinsames Handeln und kontinuierliche Innovation eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für unsere Region und deren Wirtschaft gestalten können.
 

Prof. Michael Laar, Technische Hochschule Deggendorf